Mehr Service für Pilger
Neue Interessengemeinschaft tagt zum ersten Mal
Wie geht es auf dem Liebschützberg nach dem Ende der Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Höhenzug Liebschützberg“ weiter? Dazu hatte Thomas Barth aus Treptitz um Ideen gebeten – und etliche Vorschläge bekommen. Am Mittwochabend hatte er zur Gründung einer Interessengemeinschaft eingeladen, die Ideen sammelte und diskutierte.
Mit 15 Männern und Frauen, darunter Vertreter der aufgelösten BI und David Schmidt, Bürgermeister der Gemeinde Liebschützberg, kam Barth darüber ins Gespräch, was möglich ist und was nicht. Von einem Aussichtsturm oder gar einem Observatorium auf dem Berg, wie von einzelnen gefordert, nahm man sogleich Abstand. Auch eine Pilgerherberge sei aus baurechtlichen Gründe nicht möglich, so David Schmidt. Jedoch solle der Aspekt Pilgerweg mehr Beachtung geschenkt werden. Eine Stempelstelle, ein Pilgerbuch und Hinweise zur nächsten Herberge könnten sich umsetzen lassen. Von einer Wetterschutzhütte würden zudem nicht nur Pilger profitieren.
Zu viele Veranstaltungen schaden der Ruhe auf dem Höhenzug. Darin war man sich ebenso einig wie über den Wunsch, die jüngere Generation stärker für den Berg zu begeistern. Kindertagesstätten und Schulen könnten Mal- und Foto- Wettbewerbe veranstalten, deren Ergebnisse dann unter freiem Himmel auf dem Gelände ausgestellt werden. Hier wurden zwei Ideen von Marita Gäbler und Thomas Barth zusammengeführt.
Konkrete Impulse für Kunst, entworfen von Schülern, brachte Christine Eulenberger ein. Die Lehrerin des Thomas-Mann-Gymnasiums Oschatz stellte Modelle vor, die sich mit der Kulturroute Via Regia beschäftigen. Für Bauten auf dem Berg, sei es Kunst oder zweckmäßige Spielgeräte für Kinder, bedarf es der TÜV-Genehmigung. Trotz dieses kleinen Dämpfers wollen die Initiatoren an ihren Ideen festhalten. Wichtig ist dafür auch noch die Frage der Eigentumsverhältnisse und Finanzierung.
Nächste Zusammenkunft der IG. Mittwoch, 6. Juli, 19.30 Uhr auf dem Liebschützberg
Text: Christian Kunze
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 10.06.2016
Kommentar: Auf Liebschützberg Ruhe bewahren
Der Liebschützberg ist bei den Einwohnern der Collm-Region eine feste Größe. Erst machten sich Einwohner der Region stark gegen den Gesteinsabbau, jetzt soll der Höhenzug stärker in das Bewusstsein der Bewohner gerückt werden. Das Thema brennt vielen Menschen unter den Nägeln, dies beweisen nicht zuletzt auch Leserzuschriften zu diesem Thema. Nun lässt sich das Projekt Liebschützberg und seine Nutzung auch gut vom Schreibtisch aus besprechen. Wer jedoch einmal die Höhenluft auf dem Berg geschnuppert und den 360-Grad-Panorama-Ausblick genossen hat, der spürt den echten Geist des Berges. Diesen Geist will die Interessengruppe Liebschützberg erlebbar machen. Und da können in der Findungsphase auch leicht die Meinungen auseinander gehen. Während die einen die ruhige Höhenzugatmosphäre bewahren wollen, wollen andere auf Erlebnistourismus setzen. Was wirklich dann auf dem Liebschützberg entsteht, das steht in den Sternen. Und manchmal ist weniger mehr – eine ruhige Stunde unter den Liebschützberger Abendhimmel ist eindrucksvoller als eine turbulente Promenade an der Ostsee.
Text: Hagen Rösner
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 10.06.2016
Stille auf Liebschützberg sollte bewahrt bleiben
Zum OAZ-Beitrag „Liebschütz: Viele Ideen für Berggipfel“ vom 28. Mai: Es sind jene Momente des Erlebens, die sich in glückserfüllte Augenblicke wandeln, wenn man diesen Berg für sich entdeckt hat. Ein Höhenzug, der sich durch seine unverfälschte Ursprünglichkeit trägt. Hier darf und soll Natur spürbar geatmet werden. Denn genau darin liegt seine Attraktivität. Ein Anziehungspunkt für jene, die gern Momente des Seins fühlen und mit der Natur im Einklang sein wollen. Wo findet man heute noch diese Ursprünglichkeit und bedarf es immer einer Veränderung? Einmal wissen, etwas bleibt! Wäre das nicht ein erstrebenswertes Ansinnen in dieser so schnelllebigen und veränderlichen Zeit?
Die Überbleibsel eines Kunstwerks, welches sich als vor sich hin rostende zerlegte Propangasflasche darstellt, ist in seiner Form dahingehend in Frage zu stellen, das das sinnentfremdende Geklapper diese einzigartige Stille zerfrisst beziehungsweise ganz zerstört. Wünschenswert ist die Aufstellung einer weiteren Bank mit Blickrichtung Wetterstation und gegebenenfalls eine zusätzliche Sitzecke, als Ruhepunkt zum Verweilen. Weitergedacht für eine schonende Belebung dieses Ortes könnten auch Veranstaltungen wie Lesungen oder Fotoausstellungen vorstellbar sein. Natürlich unter dem Aspekt, dies nicht im Übermaß anzubieten.
Zum Schluss mein Herzenswunsch und diesen spreche ich sicherlich auch im Namen vieler anderer aus. Dieser Berg sollte sein unverwechselbares, ursprüngliches Gesicht nicht verlieren. Die besondere Stille ist sein Geheimnis, welches den Reiz auf uns Menschen ausübt. Möge diese Klangfarbe nie verstummen.
Carmen Kais, Lonnewitz
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 08.06.2016
Verein rettet den Liebschützberg – und löst sich auf
Ziel der Bürgerinitiative erreicht / Die meisten Kämpfer von damals sind heute im Rentenalter
Die Tage Anfang Dezember 2009 werden die Mitglieder des Vereins „Bürgerinitiative Rettet den Höhenzug Liebschützberg“ nie vergessen. Sie erfuhren, dass nach 19 Jahren Kampf, nach viel Zeit mit dem Studium von Gesetzen und Verträgen, nach Demonstrationen und Aktionen zur Abwendung des Gesteinsabbaus auf dem Liebschützer und dem Cavertitzer Berg die Gefahr gebannt war.
„Damals zog sich die Basalt AG zurück, bei ihr lagen unterdessen die Rechte zum Abbau. Aber das Kuriose daran ist, dass in deren Begründung dafür Argumente unserer Begründung gegen einen Abbau zu finden waren“, erinnert sich Udo Czapowski (81), Vorsitzender des Vereins. Er nennt nur drei Punkte: Landschaftspflege, Landschaftsbild, Umwelt.
Gemeinsam mit anderen Mitstreitern hat sich der damals in Klötitz und heute in Erfurt lebende Czapowski an diesem Abend zur Vereinsmitgliederversammlung getroffen, der Verein soll aufgelöst werden, denn das Vereinsziel ist erreicht und die meisten Mitglieder im Rentenalter und damit auch mehr so aktionsfähig. Erinnerungen werden wach an die Tage, als sich die Bürgerinitiative formierte. Es wird Rückschau gehalten. Die Schotter- und Kiesunion Leipzig-Hirschfeld hatte sich Anfang der 1990er Jahre den Gesteinsabbau um den Liebschützberg bergrechtlich gesichert, Gleiches kam für 98 Hektar bei Cavertitz hinzu. Anwohner nahmen die Pläne nicht hin, sie gründeten die Bürgerinitiative. Während des Planfeststellungsverfahrens reichten sie über 800 Einwände ein. Ende Oktober 2007 beantragte die Gesteinsfirma beim Sächsischen Oberbergamt in Freiberg eine Aussetzung des Verfahrens für zwei Jahre. Parallel dazu bemühte sich die Firma weiter um das Liebschützberger Abbaugebiet. Später verkaufte sie die Abbaurechte an die Basalt AG.
„Eigentlich hatten wir von der rechtlichen Seite kaum eine Chance auf Erfolg, aber wir konnten viel bewegen und so gewinnen.“ Das sei mit Hilfe vieler Menschen, Unternehmen und Vereine und auch den Beiträgen in der OAZ erreicht worden, so Czapowski. Die Politik habe dabei ebenso eine große Rolle gespielt. Er nennt die Namen Frank Kupfer und Manfred Kolbe, die viel mitbewirkt haben.
Der Pensionär erinnert sich aber auch daran, dass viele Landeigentümer anfangs dachten, dass ihnen die Schätze im Boden auch gehörten. Verkaufspreise für das Land von einer D-Mark pro Quadratmeter wurden angeboten. Doch das Abbauunternehmen hatte sich noch nach DDR-Recht den Abbau gesichert. Heute sind Kies und anderes Gestein grundeigene Bodenschätze. „Wir hatten als Gesteinsabbaugegner so anfangs auch allerhand zu erdulden“, blickt der Vorstand zurück. Das Erwachen bei ihnen habe dann aber nicht lange auf sich warten lassen und Mancher hätte sich der Bürgerinitiative dann angeschlossen.
Gemeinsam erinnert man sich an Teilerfolge auf dem langen Weg, wie etwa an Planfeststellungsverfahren, Klagen und Unterschriftensammlungen, Aktionen auf dem Berg. Die benötigte Rechtshilfe wurde mit Spenden und eingenommenen Geldern bei Veranstaltungen finanziert. Nun soll der Verein nach rechtlichen Bestimmungen „abgewickelt“ werden. Wehmut schwingt bei den Kämpfern für den Erhalt des Liebschützberges ebenso mit wie Freude über Erreichtes.
Text: Bärbel Schumann
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 02.06.2016
Kommentar: Berg ist gerettet – neue Ziele warten
Mit der Auflösung der Bürgerinitiative „Rettet den Höhenzug Liebschützberg“ endet ein Kapitel der Geschichte des Liebschützbergs, das auch in der OAZ viele Jahre fortgeschrieben wurde. Nun haben die Mitstreiter um Udo Czapowski sich dazu entschieden, dem Engagement gegen den Gesteinsabbau und für den Liebschützberg ein Ende zu setzen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand und sind nachvollziehbar. Die Zahl der Aktiven nahm mehr und mehr ab, die kleine Gruppe hatte zuletzt einen beängstigend relativ hohen Altersdurchschnitt. So wurde bereits die alljährliche Holzsammelaktion für das Osterfeuer zu einem Kraftakt für die Beteiligten. Nicht zufällig nimmt parallel zum Ende der Bürgerinitiative eine neue Bewegung aus den Reihen der Bürger Fahrt auf. Die von Thomas Barth ins Leben gerufene Idee einer „Interessengemeinschaft Liebschützberg“ hat das Zeug dazu, der legitime Nachfolger der Kämpfer um Udo Czapowski zu werden. Nun bleibt nur zu hoffen, dass sich hier genügend junge Menschen einbringen, die der Geschichte des Liebschützbergs noch viele neue Kapitel hinzufügen wollen.
Text: Christian Kunze
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 02.06.2016
Thomas Barth lädt zu Gründung einer IG ein
Bisher hat Fotograf Thomas Barth seine Ideen, das Areal um die Windmühle auf dem Liebschützberg neu zu gestalten, in verschiedenen Gremien dargelegt. Nun gründet er eine Interessengemeinschaft, die sich des Themas annimmt. Deren erste Sitzung findet am Mittwoch, dem 8. Juni, 19.30 Uhr bei Thomas Barth (Treptitz, Neuer Weg 4) statt. Er bittet um vorherige Anmeldung unter 034363 169006.
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 31.05.2016
Liebschütz: Viele Ideen für Berggipfel
Thomas Barth will Interessengemeinschaft
Nachdem Thomas Barth im vergangenen Monat seine Idee, den Gipfel des Liebschützberges neu zu gestalten, im Gemeinderat kurz angerissen hatte, bekam er jetzt die Gelegenheit, seine Vorstellungen etwas ausführlicher zu erläutern. Seither gab es mit Himmelfahrt und dem Mühlentag am Pfingstmontag zwei Anlässe, die scharenweise Besucher auf den Berg geführt haben.
Den Pfingstmontag hatte Thomas Barth auch dazu genutzt, bei einem Picknick auf dem Berg mit Interessierten ins Gespräch zu kommen und sich deren Ideen anzuhören. Barth möchte unter anderem neue Kunstwerke auf dem Gipfel aufbauen. „Wir sollten dabei aber nicht unbedingt das anschauen, was schon einmal da war“, betonte der Treptitzer. Er zeigte den Gemeinderäten und Besuchern Fotos von Rast- und Spielplätzen, die er auf seinen Pilgerreisen gesehen hat. Hier ließe sich manches abgucken. Dabei war auch ein Pferd zu sehen – deutlich niedriger als das blaue Holzexemplar, das einst auf dem Liebschützberg stand, aber auch praktischer. Er könne sich auch vorstellen, das von Klaus Karl verfasste Gedicht über diesen Höhenzug in eine Holztafel geschnitzt dort aufzustellen.
Zu den Ideen, über die man sich am Pfingstmontag ausgetauscht habe, gehöre, dort regelmäßig so eine Kaffeetafel auszurichten. Gewünscht sei offensichtlich auch eine Schaukel für Kinder. Während Thomas Barth vor allem einen Wetterschutz für Pilger und andere Besucher des Höhenzuges ins Auge fasse, gingen die Vorstellung anderer Interessierter weiter. Ob eine einfache Herberge für Pilger finanzierbar und baurechtlich möglich sei, müsse man jedoch prüfen.
Der Fotograf machte den Gemeinderäten aber auch deutlich, dass er nicht abwarten wolle. Er will bis Ende des Jahres klären, welche Projekte man mit welchen Künstlern und anderen Partnern umsetzen werde. Zur Realisierung setze er auf Sachspenden von Firmen, Geldspenden und Benefizaktionen. Vielleicht seien auch das Beschaffen von Geld übers Internet (Crowdfounding) und das Erarbeiten eines Leader-Projektes gangbare Wege.
Rainer Schwurack betonte, dass er eine Schutzhütte auf dem Berg für Pilger als wichtig erachte. Er regte außerdem an, dort Tafel aufzustellen, auf denen die wichtigsten Orientierungspunkte, die vom Berg aus zu sehen sind, benannt werden. In der Diskussion wurden dann vor allem Fragen aufgeworfen. Wie viel Platz habe man eigentlich zur Gestaltung, wenn man den Platz für ein Festzelt frei halte? Wie viel Spielraum lasse die landwirtschaftliche Nutzung den künstlerischen Ambitionen? Bürgermeister David Schmidt (parteilos) betonte, dass man neben den Investitionen die Nachfolgekosten im Auge behalten müsse. Da seien klare Absprachen zu den Verantwortlichkeiten nötig.
Thomas Barth geht jetzt jedenfalls den nächsten Schritt auf dem Weg von der Idee zur Tat. Er lädt zur Gründungssitzung der Interessengemeinschaft (IG) Liebschützberg am 8. Juni ein. Sie findet 19.30 Uhr in seinen Geschäftsräumen in Treptitz, Neuer Weg 4, statt. Wegen begrenzter Platzkapazität bittet er um Anmeldung, Tel. 034363 169006. Bei großem Zulauf werde die Sitzung in einen Raum verlegt, der noch bekannt gegeben werde.
Text: Axel Kaminski
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 28.05.2016
Kommentar: Liebschützberg hat Potenzial
Er steht zu Unrecht im Schatten des Collm: Der Liebschützberg ist mehr als ein Höhenzug, auf dem eine sanierte Bockwindmühle steht. Er ist Pilgerweg, Rückzugsort, Treffpunkt, Veranstaltungsmagnet und identitätsstiftend für eine ganze Gemeinde. Nicht zuletzt geht von der Landmarke auch Symbolwirkung aus – der Protest gegen den Gesteinsabbau war erfolgreich und ist Vorbild für andere Bürgerbewegungen im ländlichen Raum. All dem möchte Thomas Barth aus der Nachbargemeinde Cavertitz jetzt noch etwas hinzufügen. Die kulturelle Belebung, die künstlerische Aufwertung und damit die touristische Attraktivität des Liebschützbergs können durch seine Bemühungen gelingen und gesteigert werden. Sein Aufruf wird gehört, seine Initiative trägt Früchte. Entscheidend ist dabei, dass er sich auf Vorschläge aus der Region stützen kann. Es gibt sie, die Menschen, denen der Berg am Herzen liegt, die Ideen haben, die sie umsetzen wollen und die auch realistisch sind. Egal ob sie aus Laas, Liebschütz, Oschatz, Wermsdorf oder Mügeln kommen – selbst jene, die auf dem Höhenzug nur Durchreisende sind, erkennen das Potenzial des Liebschützberges.
Text: Christian Kunze
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 28.05.2016