Verein rettet den Liebschützberg – und löst sich auf
Ziel der Bürgerinitiative erreicht / Die meisten Kämpfer von damals sind heute im Rentenalter
Die Tage Anfang Dezember 2009 werden die Mitglieder des Vereins „Bürgerinitiative Rettet den Höhenzug Liebschützberg“ nie vergessen. Sie erfuhren, dass nach 19 Jahren Kampf, nach viel Zeit mit dem Studium von Gesetzen und Verträgen, nach Demonstrationen und Aktionen zur Abwendung des Gesteinsabbaus auf dem Liebschützer und dem Cavertitzer Berg die Gefahr gebannt war.
„Damals zog sich die Basalt AG zurück, bei ihr lagen unterdessen die Rechte zum Abbau. Aber das Kuriose daran ist, dass in deren Begründung dafür Argumente unserer Begründung gegen einen Abbau zu finden waren“, erinnert sich Udo Czapowski (81), Vorsitzender des Vereins. Er nennt nur drei Punkte: Landschaftspflege, Landschaftsbild, Umwelt.
Gemeinsam mit anderen Mitstreitern hat sich der damals in Klötitz und heute in Erfurt lebende Czapowski an diesem Abend zur Vereinsmitgliederversammlung getroffen, der Verein soll aufgelöst werden, denn das Vereinsziel ist erreicht und die meisten Mitglieder im Rentenalter und damit auch mehr so aktionsfähig. Erinnerungen werden wach an die Tage, als sich die Bürgerinitiative formierte. Es wird Rückschau gehalten. Die Schotter- und Kiesunion Leipzig-Hirschfeld hatte sich Anfang der 1990er Jahre den Gesteinsabbau um den Liebschützberg bergrechtlich gesichert, Gleiches kam für 98 Hektar bei Cavertitz hinzu. Anwohner nahmen die Pläne nicht hin, sie gründeten die Bürgerinitiative. Während des Planfeststellungsverfahrens reichten sie über 800 Einwände ein. Ende Oktober 2007 beantragte die Gesteinsfirma beim Sächsischen Oberbergamt in Freiberg eine Aussetzung des Verfahrens für zwei Jahre. Parallel dazu bemühte sich die Firma weiter um das Liebschützberger Abbaugebiet. Später verkaufte sie die Abbaurechte an die Basalt AG.
„Eigentlich hatten wir von der rechtlichen Seite kaum eine Chance auf Erfolg, aber wir konnten viel bewegen und so gewinnen.“ Das sei mit Hilfe vieler Menschen, Unternehmen und Vereine und auch den Beiträgen in der OAZ erreicht worden, so Czapowski. Die Politik habe dabei ebenso eine große Rolle gespielt. Er nennt die Namen Frank Kupfer und Manfred Kolbe, die viel mitbewirkt haben.
Der Pensionär erinnert sich aber auch daran, dass viele Landeigentümer anfangs dachten, dass ihnen die Schätze im Boden auch gehörten. Verkaufspreise für das Land von einer D-Mark pro Quadratmeter wurden angeboten. Doch das Abbauunternehmen hatte sich noch nach DDR-Recht den Abbau gesichert. Heute sind Kies und anderes Gestein grundeigene Bodenschätze. „Wir hatten als Gesteinsabbaugegner so anfangs auch allerhand zu erdulden“, blickt der Vorstand zurück. Das Erwachen bei ihnen habe dann aber nicht lange auf sich warten lassen und Mancher hätte sich der Bürgerinitiative dann angeschlossen.
Gemeinsam erinnert man sich an Teilerfolge auf dem langen Weg, wie etwa an Planfeststellungsverfahren, Klagen und Unterschriftensammlungen, Aktionen auf dem Berg. Die benötigte Rechtshilfe wurde mit Spenden und eingenommenen Geldern bei Veranstaltungen finanziert. Nun soll der Verein nach rechtlichen Bestimmungen „abgewickelt“ werden. Wehmut schwingt bei den Kämpfern für den Erhalt des Liebschützberges ebenso mit wie Freude über Erreichtes.
Text: Bärbel Schumann
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 02.06.2016
Kommentar: Berg ist gerettet – neue Ziele warten
Mit der Auflösung der Bürgerinitiative „Rettet den Höhenzug Liebschützberg“ endet ein Kapitel der Geschichte des Liebschützbergs, das auch in der OAZ viele Jahre fortgeschrieben wurde. Nun haben die Mitstreiter um Udo Czapowski sich dazu entschieden, dem Engagement gegen den Gesteinsabbau und für den Liebschützberg ein Ende zu setzen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand und sind nachvollziehbar. Die Zahl der Aktiven nahm mehr und mehr ab, die kleine Gruppe hatte zuletzt einen beängstigend relativ hohen Altersdurchschnitt. So wurde bereits die alljährliche Holzsammelaktion für das Osterfeuer zu einem Kraftakt für die Beteiligten. Nicht zufällig nimmt parallel zum Ende der Bürgerinitiative eine neue Bewegung aus den Reihen der Bürger Fahrt auf. Die von Thomas Barth ins Leben gerufene Idee einer „Interessengemeinschaft Liebschützberg“ hat das Zeug dazu, der legitime Nachfolger der Kämpfer um Udo Czapowski zu werden. Nun bleibt nur zu hoffen, dass sich hier genügend junge Menschen einbringen, die der Geschichte des Liebschützbergs noch viele neue Kapitel hinzufügen wollen.
Text: Christian Kunze
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 02.06.2016
Thomas Barth lädt zu Gründung einer IG ein
Bisher hat Fotograf Thomas Barth seine Ideen, das Areal um die Windmühle auf dem Liebschützberg neu zu gestalten, in verschiedenen Gremien dargelegt. Nun gründet er eine Interessengemeinschaft, die sich des Themas annimmt. Deren erste Sitzung findet am Mittwoch, dem 8. Juni, 19.30 Uhr bei Thomas Barth (Treptitz, Neuer Weg 4) statt. Er bittet um vorherige Anmeldung unter 034363 169006.
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 31.05.2016
Liebschütz: Viele Ideen für Berggipfel
Thomas Barth will Interessengemeinschaft
Nachdem Thomas Barth im vergangenen Monat seine Idee, den Gipfel des Liebschützberges neu zu gestalten, im Gemeinderat kurz angerissen hatte, bekam er jetzt die Gelegenheit, seine Vorstellungen etwas ausführlicher zu erläutern. Seither gab es mit Himmelfahrt und dem Mühlentag am Pfingstmontag zwei Anlässe, die scharenweise Besucher auf den Berg geführt haben.
Den Pfingstmontag hatte Thomas Barth auch dazu genutzt, bei einem Picknick auf dem Berg mit Interessierten ins Gespräch zu kommen und sich deren Ideen anzuhören. Barth möchte unter anderem neue Kunstwerke auf dem Gipfel aufbauen. „Wir sollten dabei aber nicht unbedingt das anschauen, was schon einmal da war“, betonte der Treptitzer. Er zeigte den Gemeinderäten und Besuchern Fotos von Rast- und Spielplätzen, die er auf seinen Pilgerreisen gesehen hat. Hier ließe sich manches abgucken. Dabei war auch ein Pferd zu sehen – deutlich niedriger als das blaue Holzexemplar, das einst auf dem Liebschützberg stand, aber auch praktischer. Er könne sich auch vorstellen, das von Klaus Karl verfasste Gedicht über diesen Höhenzug in eine Holztafel geschnitzt dort aufzustellen.
Zu den Ideen, über die man sich am Pfingstmontag ausgetauscht habe, gehöre, dort regelmäßig so eine Kaffeetafel auszurichten. Gewünscht sei offensichtlich auch eine Schaukel für Kinder. Während Thomas Barth vor allem einen Wetterschutz für Pilger und andere Besucher des Höhenzuges ins Auge fasse, gingen die Vorstellung anderer Interessierter weiter. Ob eine einfache Herberge für Pilger finanzierbar und baurechtlich möglich sei, müsse man jedoch prüfen.
Der Fotograf machte den Gemeinderäten aber auch deutlich, dass er nicht abwarten wolle. Er will bis Ende des Jahres klären, welche Projekte man mit welchen Künstlern und anderen Partnern umsetzen werde. Zur Realisierung setze er auf Sachspenden von Firmen, Geldspenden und Benefizaktionen. Vielleicht seien auch das Beschaffen von Geld übers Internet (Crowdfounding) und das Erarbeiten eines Leader-Projektes gangbare Wege.
Rainer Schwurack betonte, dass er eine Schutzhütte auf dem Berg für Pilger als wichtig erachte. Er regte außerdem an, dort Tafel aufzustellen, auf denen die wichtigsten Orientierungspunkte, die vom Berg aus zu sehen sind, benannt werden. In der Diskussion wurden dann vor allem Fragen aufgeworfen. Wie viel Platz habe man eigentlich zur Gestaltung, wenn man den Platz für ein Festzelt frei halte? Wie viel Spielraum lasse die landwirtschaftliche Nutzung den künstlerischen Ambitionen? Bürgermeister David Schmidt (parteilos) betonte, dass man neben den Investitionen die Nachfolgekosten im Auge behalten müsse. Da seien klare Absprachen zu den Verantwortlichkeiten nötig.
Thomas Barth geht jetzt jedenfalls den nächsten Schritt auf dem Weg von der Idee zur Tat. Er lädt zur Gründungssitzung der Interessengemeinschaft (IG) Liebschützberg am 8. Juni ein. Sie findet 19.30 Uhr in seinen Geschäftsräumen in Treptitz, Neuer Weg 4, statt. Wegen begrenzter Platzkapazität bittet er um Anmeldung, Tel. 034363 169006. Bei großem Zulauf werde die Sitzung in einen Raum verlegt, der noch bekannt gegeben werde.
Text: Axel Kaminski
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 28.05.2016
Kommentar: Liebschützberg hat Potenzial
Er steht zu Unrecht im Schatten des Collm: Der Liebschützberg ist mehr als ein Höhenzug, auf dem eine sanierte Bockwindmühle steht. Er ist Pilgerweg, Rückzugsort, Treffpunkt, Veranstaltungsmagnet und identitätsstiftend für eine ganze Gemeinde. Nicht zuletzt geht von der Landmarke auch Symbolwirkung aus – der Protest gegen den Gesteinsabbau war erfolgreich und ist Vorbild für andere Bürgerbewegungen im ländlichen Raum. All dem möchte Thomas Barth aus der Nachbargemeinde Cavertitz jetzt noch etwas hinzufügen. Die kulturelle Belebung, die künstlerische Aufwertung und damit die touristische Attraktivität des Liebschützbergs können durch seine Bemühungen gelingen und gesteigert werden. Sein Aufruf wird gehört, seine Initiative trägt Früchte. Entscheidend ist dabei, dass er sich auf Vorschläge aus der Region stützen kann. Es gibt sie, die Menschen, denen der Berg am Herzen liegt, die Ideen haben, die sie umsetzen wollen und die auch realistisch sind. Egal ob sie aus Laas, Liebschütz, Oschatz, Wermsdorf oder Mügeln kommen – selbst jene, die auf dem Höhenzug nur Durchreisende sind, erkennen das Potenzial des Liebschützberges.
Text: Christian Kunze
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 28.05.2016
Hier dreht sich was
Hier dreht sich was: Liebschützberg soll mit Kunstwerken belebt werden
Thomas Barth will neue Initiativen anschieben und nicht nur die Verluste betrauern
Thomas Barth, Fotograf und Mitbegründer der Bürgerinitiative gegen den Gesteinsabbau auf dem Liebschützberg (Gemeinde Cavertitz), möchte den Höhenzug neu beleben. Seine Ideen dazu wird er zum Mühlentag am Pfingstmontag bei einem Picknick auf dem Berg vorstellen.
Ich bin seit mehr als zehn Jahren eng mit dem Liebschützberg verbunden und sein Schicksal liegt mir aus vielerlei Gründen am Herzen. Als Natur- und Landschaftsfotograf habe ich die Entwicklung des Berges seit Jahren dokumentiert“, schildert der Cavertitzer seine Motivation, sich für neue Kunstwerke und Spielgeräte auf dem Berg zu engagieren.
Die meisten der Objekte, die ab 2004 neben der Windmühle errichtet wurden, hätten in den vergangenen Jahren entfernt werden müssen. Verwitterung, teils unsachgemäßer Aufbau, aber auch Vandalismus hätten Karussell, blauem Pferd und Co. zugesetzt. „Die Objekte belebten das Gelände neben der historischen Bockwindmühle. Sie wirkten als Blickfang und waren bei den Kindern als Spielzeug beliebt. Durch die Kunstwerke wirkte der Liebschützberg interessant, vielfältig und lebendig“, erläutert Thomas Barth, welche Verluste mit dem Abbau der Kunstwerke einhergehen. Seiner Auffassung nach müsste der Höhenzug wieder gestaltet werden. Dazu möchte er einen Impuls geben.
Er könne sich vorstellen, dass Kunstwerke zu den Themen Landschaft, Natur und Müllerhandwerk, zum Thema Pilgern sowie ein überdachter Unterstand als Pilgerrast ihren Platz auf dem Berg finden. Außerdem halte er ein einfaches, robustes Kinderkarussell für wünschenswert. Damit, mit weiteren Infotafeln und einem Lehrpfad zum Thema Salzstraße solle der Höhenzug als beliebtes Naherholungsziel für Einheimische und Pilger wieder attraktiver gemacht werden.
Über die Kosten einer Neugestaltung macht sich Thomas Barth zunächst keine Gedanken. Er sehe allerdings Geldspenden als wichtigste Einnahmequelle. „Ich möchte jedoch erst einmal Ideen sammeln – nicht nur meine“, nennt Thomas Barth den nächsten anstehenden Schritt. Er sei selbst gespannt, welche Anregungen da auf den Tisch kommen würden. Dann solle eine Interessengemeinschaft oder ein ähnliches Gremium darüber beraten, was davon umgesetzt werden könne. Er sei aber der Überzeugung, dass sich die Gestaltung mit überschaubarem Aufwand realisieren lasse. Einige Inspirationen habe er bei seinen Pilgerreisen aufgelesen, zum Beispiel gestaltete Rastplätze. Der Liebschützberg werde im Jahr seiner Schätzung nach von 400 bis 500 Pilgern besucht. Eine Wetterhütte und ein Ersatz für den maroden Tisch am Rastplatz wären ein guter Anfang, um diesen schönen Flecken Erde noch ein bisschen attraktiver zu machen, meint der Treptitzer.
Thomas Barth verfolgt sein Ziel, das Gelände an der Windmühle aufzuwerten, nicht im stillen Kämmerlein. Mit dem Liebschützberger Bürgermeister David Schmidt (CDU) habe er schon über das Thema gesprochen, im Gemeinderat werde er noch in diesem Monat Gelegenheit haben, für sein Anliegen zu werben. Mit seinen Mitstreitern aus der Bürgerinitiative habe er sich beraten und sei dabei teils auf abwartende Reaktionen gestoßen. Kontakt habe er auch mit der Bürgerinitiative „Rettet den Höhenzug Liebschützberg“ und dem Heimatverein Klötitz auf genommen. Auf dem Berg selbst hat er schon während der Veranstaltung zu Himmelfahrt über seine Ideen informiert.
Zum Picknick am Pfingstmontag, um 15 Uhr sei jedermann herzlich eingeladen. Kaffee und Kuchen würden in begrenztem Maße gestellt, könnten aber gern mitgebracht werden. „Wir werden das Gelände rund um die Mühle gemeinsam begehen und anschauen. Ich werde eigene Gedanken vorstellen und gegebenenfalls erste Ideen von anderen Interessierten sammeln“, schildert Thomas Barth den geplanten Ablauf. Außer ihm seien auf jeden Fall Mühlenführer Horst Hanke und Mitstreiter der Bürgerinitiative vor Ort.
Die Mühle ist am Pfingstmontag ab 13 Uhr geöffnet. „Das Ende ist offen und richtet sich auch nach der Wetterlage“, erklärt Horst Hanke. Er werde wieder Erläuterungen zu Funktionsweise der Mühle, ihrer Rekonstruktion sowie zur Geologie des Berges geben. Außerdem zeige er den Besuchern historische Fotos der Mühle.
Aktuelle Informationen zum Berg und zu seinen Plänen veröffentlicht der Cavertitzer seit Anfang Mai auf der neuen Internetseite www.der-liebschuetzberg.de
Text: Axel Kaminski
Foto: Dirk Hunger
Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 14.05.2016
Himmelfahrt auf dem Liebschützberg
Der Gottesdienst zu Himmelfahrt auf dem Liebschützberg entstand durch den Widerstand gegen den Gesteinsabbau von 1991 bis 2009 und ist nun schon zu einer festen Tradition geworden. Im Jahr 2016 war er ein ganz besonderer Höhepunkt, denn der Evangelische Landesbischof Dr. Carsten Rentzing besuchte den Berg und hielt die Predigt. Hunderte Menschen waren bei schönstem "Bischofswetter" gekommen, wie Pfarrer Dr. Jochen Kinder in Anspielung auf den Besuch des Kaisers von 1912 scherzhaft bemerkte. Sie feierten im Festzelt und unter freiem Himmel gemeinsam den Gottesdienst. "Müller" Horst Hanke übergab danach dem Bischof zur Erinnerung ein gerahmtes Foto mit der sanierten Windmühle. Auch der neue Bürgermeister der Gemeinde Liebschützberg, David Schmidt, war anwesend und stand gern für ein Foto vor der Mühle bereit, das sich so schnell wohl nicht wiederholen lassen wird.